Sonntag, 24. Oktober 2010
Ordnung.
Ok, jetzt ist es 20:46 Uhr, aber wenn ich nicht zum Abendessen runterkomme, kommen die Diener rauf und bohren nach: "Sir, what about your dinner?"
Gut, ich komme ja.



Von Stempelwut und Kontrollsucht
Der Inder an und für sich stempelt gerne. Alles, was sich in irgend einer Weise zum abstempeln eignet, wird abgestempelt. In der Firma werden z.B. alle Zeichnungen noch mal abgestempelt und mit einem austauschbar willkürlichen Krikel-Krakel versehen.

Beim Erwerb von Eintrittskarten zu Sehenswürdigkeiten wird gleich beim Aushändigen der erste Stempel draufgesetzt. Bis man dann die Sehenswürdigkeit tatsächlich erreicht, müssen noch mindestens ein, zwei Kontrollpunkte passiert werden, bei denen das Billett wieder und wieder abgestempelt wird.



Am Flughafen hat der Inder eine für den unwissenden Reisegast mitunter recht nervige Schikane eingebaut. Beim Passieren der persönlichen Sicherheitskontrolle bekommt das Handgepäck nach dem Durchleuchten ein Adresszettelchen mit Gummiband angehängt, welches natürlich abgestempelt wird. Vor Besteigen des Flugzeuges, nach der Kontrolle der Tickets, aber vor dem Transferbus bzw. der Gangway, gibt es dann noch eine Kontroll-Station, bei der die Handgepäcksstücke auf das Vorhandensein, jener abgestempelten Sicherheitsanhänger geprüft werden. Fehlen Stempel oder gar der Anhänger komplett, wird man zurück zur Personenkontrolle geschickt. Dort werden dann (wie ich selbst schon ausprobieren durfte) Zettel und Stempel desinteressiert -jedoch nicht ohne die gebührende Zurschaustellung von Autorität- ohne weitere Kontrollen vervollständigt.

Ich persönlich habe ein gutes Gefühl, wenn ich mein Handgepäck mit einem Sicherheitslabel versehen und meine Flüssigkeiten und Gels (Gebindegröße maximal 100ml, in Summe maximal 0,5L -auf dem Rückflug von Tokyo musste ich damals meine fast komplett leere 125ml-Zahnpaste wegen Oversize wegschmeißen) in einem wiederverschließbaren Plastikbeutel verstaut weiß.

Absolute Krönung des Spiels von Abstempeln und Kontrollieren ist das Einkaufen im Supermarkt.
Die eingekauften Güter werden von einer Servicekraft in Platikbeutel gepackt und mit einem Kabelbinder verschlossen. Die Quittung wird anschließend mit dem Vermerk "Delivered" abgestempelt und kunstvoll signiert.
Am Ausgang wartet bereits der Wachdienst, der je nach Interesse nur die hoffentlich mit den Insignien des freien Mannes versehenen Kassenbons oder auch die Einkaufstüten skeptisch mustert. Der Einkaufszettel wird hierbei mit einer Zange abgeknipst.

Glaubt Ihr nicht?




Die Unterdrückung der Männer...
...beginnt am Kopf.
Die Woche verkündete der japanische Kollege Abe-san, dass er zum hair cutter müsse. Meinte ich: warum nimmste denn keine Maschine für deine fünf Haare und schneidest sie selber ab? My wife doesn't approve, war die prompte Antwort. Und da er die übernächste Woche Urlaub hat und seine Frau seit langem mal wieder sieht, muss der Restbestand an Keratin sitzen.

Ebenso diese Woche, bearbeitete ich den bereits mit unseren laxen Beziehungsformen geschockten indischen Kollegen weiter. Ich eröffnete, dass ich ihm eine important cultural question stellen müsse. Er kuckte schon ein wenig wie das sprichwörtliche Eichhörnchen beim himmlischen Ladungsausgleich. Ja warum er denn keinen moustache, also keinen Schnauzbart habe.
Wer nun noch einmal kurz auf die Überschrift schielt, der dürfte wenig überrascht sein, dass seine Frau das Tragen der für die Inder so typischen Gesichtsbehaarung verbietet (sein Glück!), sonst trüge er schon auch einen.

fr.gross hat da bei mir weniger Einfluss, da ich über die Erscheinung des oberen Teils meiner Kopfbehaarung (so lange noch was da ist - mein persönliches Ziel ist die Jean-Luc-Gedächtnis-Frisur) strikt selbst entscheide.
Unten (wir sind wohlgemerkt noch am Kopf) hat die Biologie recht deutliche Grenzen gesetzt, so dass hier außer dem innerhalb der Familie liebevoll genannten Modell Lochfraß nur wenig kapriziöse Kinn- und Wangenbehänge möglich sind.