X für ein ||
Teil meiner neuen Heimat, einer prosperierenden Stadt mit Hang zum Feiern der Selbsternennung zur attraktivsten Region überhaupt, ist auch eine dem Bundesdurchschnitt trotzende Menge an Nachwuchs, die emporstrebt um als Fachkraft eine entsprechend erfolgreiche Karriere hinzulegen.
Radle ich morgens auf meinem Weg zur Arbeits von einem zum anderen Ende der Stadt, passiere ich die krillartigen Schwärme von Schülern, die unmotiviert umherschlurfen und an Bushaltestellen auf dem Radweg auf Ihr Beförderungsmittel warten. Dabei fallen mir besonders die weiblichen, wartenden Schwarmmitglieder seit einiger Zeit durch eine besonders absurde Beinhaltung auf: sie werfen das eine Bein um das andere, so dass irgendwie nach einer unbestimmten Verschlingung im Mittelteil unten die eine Fußaußenseite auf der anderen Fußaußenseite liegt. Ich kann es mir eigentlich nur so erklären, dass es sich wie so oft um eine Verkettung ungünstiger Umstände handelt. Den Anfang der tragischen Geschichte nehmen die unkontrollierten Wachstumsschübe der schicksalhaften Wesen (wer hat sich nicht in der Pubertät mal selbst durch einen plötzlich wachsenden Arm das Nasenbein gebrochen?!), die gar nicht wissen, wo sie mit all den Extremitäten hin sollen, die da gestern noch nicht waren. Wirbeln die Beine erst mal unharmonisch angeregt durch die Luft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Schuhaußenseite, auf Schuhaußenseite aufeinander treffen und hier schlägt der zweite gnadenlose Umstand zu, nämlich dass man aus allzu niederen Beweggründen bei ordentlichem Fußkleid gegeizt hat. Die Klebereste an den Sohlen wurden von den Arbeitern in Niedriglohnländern nicht ordentlich entfernt, quatschen nur so unansehnlich hervor und "ratsch!" hängen auch schon die Füße in derart lächerlicher Pose unlöslich zusammen! Und die armen Dinger leiden ja alle wegen computergenerierter Schönheitsideale an Magersucht und sind so schwächlich, dass sie sich aus der unfreiwilligen Gefangenschaft nicht mehr aus eigener Kraft befreien können.
Da ich fürchte, dass meine Kontaktaufnahme mit derlei verfemten Geschöpfen fehlgedeutet werden könnte, trete ich kräftig in die Pedale und mache mich aus dem Staub, um nicht wegen unterlassener Hilfestellung dran zu kommen. Ein gutes Gefühl habe ich dabei nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie die armen Dinger gerettet werden. Tragen gerade nicht wachsende Mitschüler sie bis in die Schule? Kommt ein Notarzt und operiert die Füße auseinander?
Ich weiß es nicht. Ich bin dankbar, dass ich ausgewachsen bin und gute Schuhe habe.




grossmutter am Do, 16.02.2012, 12:17  |  Permalink
erst mal hab ich herzlich gelacht und dann muss ich ihnen was erklären. In dem von ihnen beschriebenen Alter sind die Extremitäten extra etwas überproportioniert, weil dünn, dann kalt, kann man die Beine zwecks Wärme umeinanderwickeln! im Bus ist es dann ja wieder warm, da kann man seine Reize wieder entfalten :-) ganz ohne Notarzt.
viel Spaß noch bei weiteren Studien.

hr.gross am Do, 16.02.2012, 22:02  |  Permalink
Na studieren wollte ich eigentlich nicht mehr. Ich habe ja auch schon ein recht anspruchsvolles Experiment zu Hause.
;-)

ranke am Fr, 17.02.2012, 20:35  |  Permalink
hahahaha! einfach klasse!
besonders die stelle mit den krillschwärmen! endlich jemand der das thema ausführlich analysiert hat.

hr.gross am Fr, 17.02.2012, 22:14  |  Permalink
Man muss sich der wichtigen Themen annehmen.