Ohne Haftung
Wenn man ein viertal Jahr ins Ausland fliegt, ist das natürlich ein willkommener Anlass um diverse Amtshandlungen auf den letzten Drücker zu erledigen. So bereitete auch ich noch etwas Post vor, der ich den weiten Weg von Indien in eine deutsche Amtsstube nicht zumuten wollte.
Zum Versand des Briefs nutzte ich einen selbstklebenden Umschlag, der wie sich am Flughafen herausstellte, seinem Namen nur noch zu rund 20% gerecht wurde. Ein Verlust des Briefes aus dem Umschlag wäre jedoch doppelt traurig gewesen, da ich für offizielle Post gerne Kuverts mit Adress-Sichtfenster benutze. Es wäre dann nämlich zum einen die Nachricht für den Empfänger verschollen, so dass dieser nicht in Aktion treten würde, und auch der verwaiste Umschlag könnte seinen Bestimmungsort nicht mehr erreichte, fehlte ja der Inhalt mir der aufgedruckten Adresse! Nicht mal mehr ein leerer Umschlag würde beim Adressaten ankommen und könnte den Beschickten (zumindest mit etwas inhaltsdünner) Post beglücken. Also war nach der Aufgabe des Gepäcks (das Übergewicht von 7kg - abzüglich 2kg Kulanz- kostete wie prophezeit 150€) die erste Herausforderung das Beschaffung von Klebeband. An der großen Info am Frankfurter Flughafen entschuldigte sich eine Dame, dass sie recht schlecht mit Büromaterial ausgerüstet seien und dass ich es im Zeitschriftenladen versuchen könnte. Die Schlange im Zeitschriftenladen war jedoch zu lang, als dass ich die Verkäufer ohne Kaufabsichten belästigen wollte und ich trollte mich zum nächsten freien Check-In-Schalter. Der nette Herr einer arabischen Fluggesellschaft vertröstete mich jedoch mit dem freundlichen Hinweis, dass möglicherweise die Haupt-Information im Gegensat zu ihm über Tesa verfüge. Dass dem nicht so war wusste ich ja bereits und ging einfach zur nächsten, kleineren Information. Nachdem ich den Verweis auf die Haupt-Information gleich ausschlug gab mir die Dame den Tipp einen Stock tiefer bei der Post nachzufragen, was sich als ziemlich clever herausstellen sollte.
Am Postschalter sah ich schon ca. 10 Rollen Tesa in unterschiedlich bunten Halter aufgereiht stehen und freute mich. Leider hörte der Postmitarbeiter die von mir vorher gedanklich zurechtgelegte Eröffnung "Ich habe den starken Verdacht, dass Sie mir helfen können" nicht, da der vorherige Kunde noch mal zurückkam und den Mitarbeiter mit einer Frage ablenkte.
Nun gut, auch ohne die Sympathie des Mitarbeiters durch eine witzige Anrede gewonnen zu haben, war ich fest entschlossen mein Anliegen vorzutragen. Interessanterweise griff er als erstes zu einem Tesa-Spender, der eine leere Rolle enthielt, öffnete diesen und entsorgte die Spindel. Dies quittierte er mit dem Hinweis, dass ich sehen könne, dass ich nicht der erste sei. Auch der zweite Versuch mir ein ausreichend langes Stück Klebeband zur Verfügung zu stellen scheiterte daran, dass nach dem Abrollen von ca. 5cm das Band zu Ende war und mit einem Schnalzen zu einem Knäuel verklebte. Ich zog schon langsam in Betracht den Brief aus Indien zu verschicken, als der nette Herr just in diesem Moment mit dem einwandfreien Verkleben meines Kuverts diesen Gedanken verscheuchte.
Wunderbar. Das war ja einfach.