Die Ereignisse überschlagen sich
Mensch, das war ein Abend!
Aber ich muss weiter ausholen. Seit meiner Rückkehr aus Deutschland war nur einer der beiden Diener hier. Das hat mich erst mal nicht irritiert, da es schon öfters vorkam, dass einer der beiden mal für ein paar Tage nicht da war. Der übriggebliebene Diener kommt aus Nordindien und er hat schon mal erzählt, dass er im Dezember in einer fünftägigen Bahnfahrt wieder zurück nach Nordindien führe. Auch eine Schwester und eine Cousine von ihm arbeiten in einem Guesthouse und werden ihn auf der Heimreise begleiten.
Als ich nun heute nach Hause komme, ist alles dunkel, auf Klingeln reagiert nichts. Auch die Terrassentür ist diesmal verschlossen, ein Rundgang um's Haus führt zu keinen offenen Eingängen. Also rufe ich in der Verwaltung meiner Firma an und bitte bei der Verwaltung der Guesthouses nachzubohren.
Kurze Zeit später ruft mein Kollege Verwaltung wieder mit der Meldung an, dass er den entsprechenden Notruf weitergeleitet habe und dass jemand komme.
Nach ein paar weiteren Minuten im Dunklen vor der Haustüre, in denen ich mich bemühe nicht zu sehr verstochen zu werden, kommt ein schnittiger, junger Herr auf dem Motorrad an, und öffnet mir unter sorry-Bekundungen die Tür. Was er über den Verbleib des anderen Dienern sagt, verstehe ich erst nicht.
Er hechtet sofort in meinen Raum, schaltet alle Lichter und die Klimaanlage ein und erkundigt sich nach meinem Getränkebedarf. Als ich höre, wie er die Wohnung wieder verlässt, nutze ich die Gunst der Stunde und bereite mir ohne Zuschauer meinen Toast zu. Später rumpelt und klappert es wieder im unteren Stockwerk. Als ich den Teller runterbringe ordere ich einen Kaffee und erkundige mich, ob er denn der Neue sei. Ja, der sei er.
Poah, da haben sich alle aus dem Staub gemacht?!
Da hätte er heute früh doch was sagen können! Ich hätte noch ein Foto von ihm gemacht, ich habe nämlich wirklich kein einziges Bild von den Dienern, also den "Echten".
Was mir an dem Neuen positiv aufgefallen ist, dass er scheinbar besser Englisch spricht. Ich hoffe ich werde die verbleibenden 35 Tage nicht so häufig "Sorry, I don't understand" hören.
Das ist jetzt ja wie ein Neuanfang in einer BEziehung, mit allen Chancen und Gefahren (wobei fr.gross und ich schon immer sagen, dass das Aneinandergewöhnen so viel Arbeit war, dass ein Neuanfang mit jemand Anderem viel zu anstrengend wäre). Auf der einen Seite kann es mir jetzt passieren, dass er die verbliebenen Kleidungsstücke ebenfalls mit dem Bügeleisen zerlegt. Auf der anderen Seite kann ich ihm alles erklären, wie ich es gerne hätte und so tun, als ob die Anderen das selbstverständlich immer so gemacht hätten.
Ob ich es schaffe ihm klarzumachen, dass ich den Toast abends selber zubereite?
Ich bin gespannt. Morgen soll ich dann auch meinen eigenen Schlüssel bekommen, das hat mein Kollege aus der Verwaltung gleich eingetütet.
Also, neues Spiel, neues Glück!
Ich kündigte gestern Abend für das Frühstück gleich an, dass er außer einer Tasse Kaffee nichts vorbereiten müsse. Hat er gemacht. So weit hat das schon mal geklappt. Also habe ich mir Deckchen, Schüssel, Löffel und Milch selbst auf mein Plätzchen gestellt.
Als ich nach einem Glas Saft fragte, übertrieb er es jedoch: er stellte mir ein leeres Glas hin. Ich wollte ihm noch die Chance geben, etwas einzuschenken, was aber bis zum Servieren des Kaffees nicht geschah.
Also rüttelte ich nochmal am Glas und wiederholte die Bitte nach Juice. Kam dann auch.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht :-)
evtl. doch ein Begrüßungsgeschenk :-)
Heute das und morgen bringe ich ihm ein Glas Saft? ;-)