Donnerstag Abend, direkt vor meiner Rückreise richtete dann der indische CEO (natürlich japanisch) noch eine kleine Verabschiedungsparty für mich aus. Unterm Strich war es für mich ein Intensivtraining in gute-Miene-zu-bösem-Spiel-machen und unterhaltsame Reden vor Publikum schwingen in Kombination. Eine Art Biathlon. Einer ähnlichen Feier für einen japanischen Kollegen im selben Hotel durfte ich bereits schon mal beiwohnen; die Choreografie war eine ähnliche: erst mal den Blutalkohol auf leeren Magen im Eiltempo per 7%-igem Bier in die Höhe treiben, dazu nur ein paar kleine Happen reichen, einige Reden schwingen, anschließend das Buffet eröffnen und kurz bevor das Taxi zum Flughafen startet eilig die Geschenke überreichen und anschließend fluchtartig das Gebäude verlassen.
Als Vorgeschichte muss man dazu sagen, dass während meiner letzten Tage in Indien das Thema Verlängerung immer wieder und wieder hochkam. Meine letzte Info aus Deutschland war, dass meine Chefs meine Verlängerung ablehnen, da meine Arbeitskraft daheim benötigt wird. Nun kam jedoch der indische CEO zu mir und meinte, dass der europäische CEO einer Verlängerung zugestimmt hätte, so lang ich nichts dagegen hätte. Das war genau die Situation, die ich vermeiden wollte, denn während meine Vorgesetzten mit dem Argument des Kapazitätsengpasses meine Verlängerung ablehnen konnten, blieb mir lediglich der Verweis auf private Gründe (oder einfacher gesagt: ich will nicht).
Mir missfiel diese Situation, da irgend jemand nicht die Wahrheit sagte und ich nicht wusste wer.
Ich entgegnete jedoch ganz offen -quite frank wie immer-, dass ich im Augenblick widersprüchliche Informationen habe und das erst zu Hause prüfen müsse.
Aber zurück
zum Besäufnis zur Feier: der CEO bat dann reihum jeden der Anwesenden seine gewonnenen Erfahrungen der letzten drei Monate zusammenzufassen und mit dem Satz "we expect you to come back in two weeks!" zu enden.
Neben den sachbezogenen Themen umfasste die Lobhudelei die Bereitschaft zu schulen (wenn die wüssten, dass ich zwei Semester Geistigbehindertenpädagogik...), meine Anpassungsfähigkeit, mein Lachen am Morgen (das muss an der immanenten Übermüdung gelegen haben) und wiederholt dass ich alles gegessen habe. Jedem, der an die Reihe mit lobhudeln kam, wurde von einem der japanischen Kollegen das Bierglas bis zum Anschlag gefüllt mit der Aufforderung selbiges sofort wieder zu leeren.
Ich kann gar nicht sagen wie abstoßend und bescheuert ich derlei Gebaren finde.
Ich selbst hatte vor mir ein Glas Limonade und ein Glas Bier stehen, das Bier zum prosten und für die Fotos und die Limo zum trinken. Damit gab man sich auch zufrieden.
Kurz nach 22 Uhr wurde ich dann nach wiederholtem Händeschütteln mit allen Anwesenden endlich in mein Taxi entlassen.
Es war ein hektischer, anstrengender und konfuser Abschluss der Reise. Sehr indisch.