Der Elberadweg.
Wir sind nun in den vergangenen 14 Tagen von Hamburg bis Dresden geradelt, grob an der Elbe entlang. Wir hatten auf den Rädern vom Gaskocher bis zum Zelt alles dabei.
Nachdem der Elberadweg vom ADFC wiederholt preisgekrönt wurde und auch sonst viel gelobt wird, beschlossen wir dieses Jahr eben jenen zwischen besagten Städten zu fahren.
Wir sind insgesamt mit der Tour sehr zufrieden und hatten sehr abwechslungsreiche und schöne Erfahrungen und Entdeckungen.
Zum einen muss ich gestehen, dass ich in der Schule in Erdkunde und Geschichte eine ziemliche Niete war. Geografisch ist es recht einprägsam, wenn man den Flussverlauf quer durch das Land selbst erlebt, man die lokalen Besonderheiten entdeckt und z.B. auch Fluss-Zusammenhänge mitbekommt (dass zum Beispiel Havel und Saale mit der Elbe zusammenhängen, war mir nicht bewusst -sind wir doch auch schon große Stücke an beiden anderen Flüssen geradelt-).
Historisch eröffnete sich mir die Elbe als Deutsch-Deutsche Grenzregion. Als Süddeutscher (mit entsprechenden Defiziten in oben genannten Schulfächern) ist man sich dessen so gar nicht bewusst. So entwickelte sich die Tour geradezu zum Bundeslandhopping (Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen!).
Dicke Pluspunkte sammelt die Tour bei Flora und Fauna: die Elbdeiche sind mit unzähligen Blumen- und Kräuterwiesen bewachsen, von Seeadlern über Störche und unzählige andere Vögel haben wir wirklich viel gesehen. Hornissen, noch nie so viele davon gesehen...
Bisher wohnte ich nur an Pegnitz, Main, Isar und Neckar. Alles recht domestizierte Fließgewässer; die Elbe dagegen hat in ihren Auen viel Platz, sich zu entfalten. Das war sehr beeindruckend.
Viele kleinere Städtchen, die man mit einer herkömmlichen Reise sicherlich nicht besuchen würde, zeigen ihre Reize (z.B. Hitzacker, Havelberg oder Tangermünde). Noch kleinere Orte, die teilweise nur mit groben Kopfsteinpflasterwegen (Pompeji hat im Vergleich Highways) miteinander verbunden sind, beherbergen wieder hergerichtete und verfallene Villen, Gärten, Hütten...
Die mittleren und großen Städte punkten natürlich auch, Hamburg, Magdeburg, Dessau, Meißen, Dresden... ...lohnt sich alles.
Man weiß etwas genauer, wo Wendland, Krümmel und Gorleben sind...
Leider war die Strecke an und für sich im zweiten Teil weniger attraktiv: der Weg führte häufig fern der Elbe entlang riesiger, kilometerlanger Acker. Da hat es jemand mit der Flurbereinigung zu gut gemeint. Man kann sich vorstellen, dass viele der oben beschriebenen Impressionen ausbleiben, die Highlights reduzieren sich immer mehr Orte und Städte. Setzt man sich jedoch zwei Wochen auf das Rad, um möglichst viel im Freien zu sein, macht Natur glücklicher als Stadt.
Mein Fazit der abgefahrenen Strecke ist ganz klar, dass sich Hamburg bis Magdeburg auf alle Fälle lohnt! Danach muss man überlegen, ob man die Tour wegen der dortigen Orte fahren will.
Gerade weil der Elberadweg so viel von offizieller Seite gelobt wird, dachte ich mir beim Abfahren der landwirtschaftlich geprägten, drögen Gegenden manchmal, dass es mir wie eine Werbekampagne für eine strukturschwache Region ist.
Die Abschnitte Cuxhaven-Hamburg und nach Dresden durch das Elbsandsteingebirge sind sicherlich auch sehenswert. Würde ich die Tour noch einmal fahren, würde ich ein Stück zwischendrin mit dem Zug überbrücken.
Fein. Mal die Elbe. Ich selber bin ja eher der Rheinuferfahrer.
Oh, da haben Sie aber eine sehr feine Zusammenfassung der gemeinsam geradelten 700 km geschrieben!
Und dass Sie als Titelbild ein Streitgespräch zwischen mir und meinen Freunden hergenommen haben, ehrt mich doch sehr ;-)
Mein Fazit übrigens: Ich würd's jederzeit wieder tun!