Verzeih mir, Deutschland
Frau Merkel täte recht daran, mir beim Einreiseversuch nach Deutschland den Ausweis abzunehmen, ihn vor meinen Augen mit der Schere in ein handlicheres Format zu bringen und mich schnurstracks wieder in den nächsten Flieger zurück nach Indien zu setzen.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich eine mehr als jämmerliche Repräsentanz Deutschlands hier vor Ort darstelle.
Dafür möchte ich mich an dieser Stelle offiziell entschuldigen.
Jeder Inder weiß es, Deutschland, das heißt "ahhh the beerfest - Oktoberfest!".
Jeder Inder spricht mich darauf an, ungelogen. Jedem Inder sehe ich die Enttäuschung an, wenn ich erzähle, dass ich noch nie auf dem Oktoberfest war, ja mich geradezu weigere dort hinzufahren. Noch schlimmer wird es, wenn ich mein Gegenüber, das bereits anfängt den Schock mit einem Kingfisher Super Strong abzumildern, damit konfrontiere, dass ich gar kein Bier mag.
Wenn ich dann immer noch keinen Frieden habe, ergänze ich, dass mir auch Autos und Fußball gestohlen bleiben können.
Anschließend höre ich nur noch das leise schnappen der Türe meines Elfenbeinturms hinter mir.
köstlich! und toller neuer header, du!
... für irgendwas müssen wir dich ja auch lieben können!
Heute habe ich mich dafür mal bei einem der Inder ein wenig revanchieren können und habe erzählt, was wirklich deutsche Werte ausmacht.
In diesem Teil von Indien scheint es fast ausschließlich arrangierte Heiraten zu geben. Beim Mittagessen kam ich mit einem indischen Kollegen ins Gespräch und fragte ihn nach seiner Meinung, ob er das gut fände (ich mag dazu sagen, dass es meiner Meinung nach ein feiner Kerl ist, sicherlich einer der Aufgeschlosseneren). Ganz diplomatisch meinte er, dass er das nicht beurteilen könne, weil auch seine Hochzeit von den Eltern geplant wurde. Die Eltern prüfen dabei das Gegenüber ausgiebig auf Herz, Nieren und Geldbeutel und geben dann einen "Rat" ab. Er betonte, dass die endgültige Entscheidung bei einem selber läge; ich gehe aber doch von einem verbindlichen Charakter der elterlichen Empfehlung aus.
Die Ausführungen zum in Deutschland üblichen Ablauf waren weniger konkret: Junge trifft Mädchen (die anderen Möglichkeiten ließ ich vorsichtshalber weg), man verliebt sich, man heiratet oder nicht; man zieht zusammen oder nicht; man hat Kinder oder nicht. Dass wir selber zwei Jahre vor der Hochzeit zusammengezogen waren, wir auch einige Paare mit Kinder und ohne Trauschein kennen und und und haben den Kollegen durchaus etwas sprachlos werden lassen. Ich wurde auch nicht müde zu betonen, dass das gut so ist. Nicht die Sprachlosigkeit, sondern die freie Wahl.
An der Stelle würde ich auch Frau Merkel den Pass aus den Händen reißen und schnell am Zoll vorbei aus dem Flughafengebäude heraus eilen und mich meiner Heimat freuen.
Als treuer DRK-Hörer (auch in der Ferne) bin ich im Bilde.
Ich betrachte auch hier in Indien mit großem Interesse die Spannungen zwischen den japanischen Chefs und den indischen Mitarbeitern. Auf der einen Seite die Japaner, die in der Kantine extra Essen bekommen, am Wochenende ausschließlich in japanische Restaurants gehen etc. Auf der anderen Seite die Inder, die dafür kein Verständnis haben und recht abfällig über die Japaner reden.
Und ich esse Japanisch und Indisch, verstehe mich mit den Japanern und den Indern und rede über beide schlecht ;-)
wo bleibt Deine Kinderstube :-) ich find die Inder toll und Japaner kenne ich keinen
Die ist natürlich intakt :-) Schlecht reden trifft es auch nicht. Ich amüsiere mich eher über die Eigenheiten und mache fleißig mit.