Einkaufen gehen.


Heute habe ich versucht noch eine schwarze Hose für Indien Teil 2 zu kaufen. Natürlich könnte ich die auch in Indien kaufen, aber bei den richtigen Schnäppchen sei die Qualität mitunter recht schlecht; und dann ist da noch das Kreuz mit den Verkäufern. Ich bin durch und durch der Typ "Kann man Ihnen helfen?" - "Danke, ich kuck nur. (Und Sie schon gleich gar nicht)"
In Indien versagt der Trick mit "Danke, ich kuck nur.", da sich bei Betreten des Ladens einem ein Verkäufer an die Fersen heftet und behilflich ist. Das führt bei mir dazu den Laden so schnell zu verlassen, dass der überfreundliche Helfer glauben muss, dass mit meiner westlichen Peristaltik im fremden Indien nicht alles im Lot sei.
Heute beim Herrenbekleiders -nicht meines Vertrauens- blieb ich glücklicherweise lange unentdeckt und schaffte es ohne guten Rat zwei Hosen anzuprobieren. Eine der beiden Hosen war ganz ok. Meine tatsächliche Motivation eine Hose zu kaufen war jedoch zu gering, als dass eine ganz-ok-Hose den Wechsel in meinen Besitz geschafft hätte. Bevor ich weitere Hosen testen konnte, schallte der gefürchtete Schlachtruf des Einzelhandelskaufmanns zwischen den Sakkos hervor. "Eigentlich will ich nur eine schwarze Hose kaufen", versuchte ich abzuwehren, kam jedoch nicht ohne eine Nachhilfestunde in Sachen Kleidergrößen davon. Ob ich mit meiner Größe Bescheid wüsste, fragte er. Nachdem Bundweiten und Beinlängen immer recht unterschiedlich ausfallen, ist meine Erfahrung, dass ich nicht um probieren, probieren, probieren herumkomme. "Die 102er da passt ganz gut", überzeugte den Herrn leider vollends davon, dass ich ohne seine Hilfe nicht zurecht käme.
"Also für die 102er müsste man schon eher auf die 1,90 zugehen (geht man mit 1,84 auf die 1,90 zu?), was haben Sie denn für Jeansgröße?" - "32-34" - "Dann sollte eigentlich diese 50er hier für Sie passen", sprach's und hielt mir die Hose ans Bein um die Länge grob zu überprüfen. "Stehen Sie mal gerade" (ja, ich war nicht beim Bund). Überraschend entließ mich der Herr mit dem Angebot ihn bei weiteren Anproben zu rufen in die Freiheit. Und das, obwohl ich mich in einem dieser schrecklichen Läden befand, in dem die Verkäufer einem die Waren abnehmen, einen ihrer Aufkleber aufkleben (vermutlich um Provision zu erhalten) und das ganze Paket zur Kasse (häufig über originelle Aufzug-Systeme) verfrachten. An der Kasse kann man dann den Kassiererinnen minutenlang bei Suchen der Ware zusehen ("das Hemd da hinten, nein, das andere!").
Aber ich schweife ab, denn ich tigerte noch ein wenig durch die Textil-Reihen und griff zu einer 50er Hose, mit der ich dem Berufsstand der professionellen Einkaushelfer zumindest eine faire Chance auf Rehabilitation zugestehen wollte.
Wenig überrascht stand ich kurz darauf in einer zu kurzen, zu engen Hose in der Umkleidekabine.
Ich verzichtete darauf meine Erfahrungen mit dem Verkäufer zu teilen und war froh, dass er gerade einem anderen Opfer half und ich dem "Hat's gepasst?" entging.




nixloshier am Di, 02.11.2010, 18:31  |  Permalink
kenn ich! kenn ich! kenn ich! :D

wenn's um eine jeans ginge, könnte ich dir übrigens einen "die verkäuferin hat echt wirklich so richtig ahnung!"-tipp geben.

hr.gross am Di, 02.11.2010, 18:37  |  Permalink
Danke, Jeans brauche ich zur Zeit keine.
Ich bedauere sehr, dass die Lebenszeit meiner Hosen zwischen meinem Hintern und dem Fahrradsattel stark verkürzt ist und ich mich häufiger in diese nervenzehrende Situation bringen muss.