Der große und der kleine Eimer
Auf der Rückfahrt am Sonntag fühlte ich dem indischen Kollegen auf den Zahn, was es in den Toiletten mit dem großen und dem kleinen Eimer auf sich habe, da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was man da womit macht. Ich eröffnete meine Rede mit der Vorwarnung, dass meine Vorstellungskraft diesbezüglich sehr beschränkt sei. Also der große Eimer, erklärte er, sei eigentlich nur als water storage da, der kleine Eimer dann für die eigentliche Aktivität. Und wenn eine Brause vorhanden ist, dann wird gebraust. Mein japanischer Kollege, in dessen Heimat es zu der im Klo eingebauten Dusche auch gelegentlich das konsequent zu Ende gedachte Gebläse gibt, bezweifelte, dass das trocknet und auch ich tat meinen Zweifel lautstark kund. Gäbe es wenigstens Klopapier zum abtrocknen, aber mit diesem Mangel begann ja die ganze Misere. Doch, insistierte der indische Kollege, das trocknet. Auf eine halbe Stunde Trockenzeit einigten wir uns in Sachen Klokultur überlegen fühlenden Papierfreunde.
Einige Kilometer weiter erkundigte sich der Japaner beim Fahrer, ob es hier im Ort ein großes Hotel gäbe, irgendwas beim Essen war nicht gut, er brauche eine Toilette. Hotel gäbe es schon, aber das wäre etwas ab vom Schuss, wie es denn mit einer Tankstelle wäre? sprach der Fahrer und bog ein paar Meter weiter gleich in eine ein. "Maybe difficult", sprach der Japaner und ich wusste, dass er auf den vorhersehbaren Mangel an Papier anspielte. Da ich nun ja kein Reiseanfänger bin, steckte ich ihm unbürokratisch und diskret ein Päckchen Taschentücher zu, das er mit Erleichterung und Sänkju, sänkju-Bekundungen annahm. Um eine der Z-förmigen Zapfsäulen stand stammtischartig eine gesellige Herrenrunde, die den zur Toilette eilenden Japaner mit großer Begeisterung verfolgte. Einige Zeit verging, bis der Kollege wieder zurückkehrte. "Very good experience!" schnaufte er; sein selbstironischer Spruch, wenn ihm etwas eine Spur zu authentisch Indisch war.
Erst fand er kein Licht (es war schon "completely dark") und da in der Räumlichkeit alles "very open" war, rief er wiederholt dem hilfsbereiten indischen Kollegen, dass er fern bleiben solle! Der kam entsprechend mit der Information zum Auto zurück, dass es der Käsekuchen gewesen sein müsse. Immer wieder musste der Notleidende aus der alibimäßig abgetrennten Kabine heraus, um das von der Tankstelle abstrahlende Licht zu nutzen. Er atmete noch einmal tief und wiederholte "very good experience!" Über die Feuchttücher, die ich ihm zum Händereinigen gab freute er sich besonders und beteuerte, dass ich morgen frische, japanische Taschentücher bekäme. Sei schon gut, die könne er behalten.
Ich tadelte ihn, dass er nun schon zwei Jahre in Indien lebe und noch immer kein Klopapier -oder ähnliche für diesen Zweck geeigneten Utensilien mit sich führe. Er stimmte reumütig zu.


Hier noch mal das Bild aus dem Hotel vom Anfang der Reise, auf dem man schön die beiden Eimer sieht und ein Bild aus einem Restaurant mit Brause.







grossmutter am Mi, 08.12.2010, 15:50  |  Permalink
na da hab ich mir doch mal meine praktischen Gedanken zur Anwendung der Dusche gemacht und kam zu dem SChluss: entweder wären meine Haare nass, oder mir liefe das Wasser aus den Schuhen :-) Das war schon i. O. dass ich damals nicht mit nach Indien bin.