Freitag, 2. Januar 2015
Der Wahnsinn hat einen Namen eine Nähmaschine
oder: Grün, grün, grün, sind alle meine Kleider

Nachdem die vorhandenen (gebraucht überlassenen) Winterklamotten ein recht rutschiges Äußeres haben, was sich nicht so gut zusammen mit dem Tragetuch verträgt, habe ich kurzerlangerhand zu Nadel und Faden gegriffen und einen Cordanzug genäht.
Außen schön altbacken grüner Breitcord, innen blauber Fleece, dazwischen mit einer Wattierung gefüttert.

Schnittmuster ist das selbe wie hier, nur mit folgenden Abwandlungen:
- gefüttert
- vorne Reißverschluss anstelle von Snaps
- Beine zum aufknöpfen
- Umschläge an Ärmeln und Beinen zum Verschließen derselben
- Entfall der Bündchen










Gelernt:
-Reißverschluss einnähen
- wenn man sich anfangs über das Schließkonzept der Klamotte nicht ganz einig ist, muss man am Ende improvisieren
- wenn man gefütterte Ärmel näht, den Durchmesser immer deutlich vergrößern (sonst wird's eng!)
- Reißverschlüsse und Druckknöpfe sind teuer

Eine erste Anprobe steht morgen an.



Schneemobil (2)
Auch in diesem Winter zahlt es sich wieder aus, den Stellplatz vor der Garage autofrei zu haben.




Spaziergänge mit Kind
Die Kombination aus Kind und Schnee bringt es gerade mit sich, dass wir mehr laufen, als Rad fahren.
Die vielen Stunden draußen in der Wildniss Stadt drängen mir unfreiwillig so einiges an menschlichen Verfehlungen auf.
So parkte zum Beispiel heute ein PKW-Fahrer seinen kostbaren Haufen Blech direkt vor dem Hauptgebäude des Bahnhofes auf dem Gehweg und blockierte damit die einzige schneefrei geräumte 50 cm breite Laufspur, so dass Menschen mit Gehhilfe und Kinderwagen gar nicht vorbeigekamen und sich alle anderen durch die winterliche Unbill kämpfen mussten. Ich klopfe auf einem Schneehaufen stehend höflich mit dem Zeigefinger gegen die Fahrerscheibe und belehrte, dass es sich um keinen Parkplatz handele. Ich hätte dem Herrn größeres Verständnis entgegen gebracht, wenn innerhalb von 5 Metern nicht 3 freie, innerhalb vom 10 Metern 20 freie Parkplätze und innerhalb von 30 Metern das ganze Parkhaus (Ingolstadt besteht vor allem aus PKW-Infrastruktur) zur vorschriftsgemäßen Verwahrung seines abgasproduzierenden Premiumfortbewegungsmittel zur Verfügung gestanden hätten. Die genervte Antwort des Fahrzeugführers war "ich hole nur was ab, das ist schon in Ordnung". Nachdem ich bis dahin schon ganz froh war, weder wegen eines gebrochenen Kiefers, noch wegen einer durch vorsätzliches Anfahren herbeigeführten Beinfraktur ins Klinikum eingeliefert worden zu sein, beließ ich es bei dem einmaligen, nicht weiter verfolgten Hinweis. Der Fahrzeughalter versuchte immerhin durch ein Beinaheüberfahren weiterer Passanten (im Schnee lässt es sich einfach nicht so schnell aus der Schussbahn hüpfen) noch fünf Meter näher an den Eingang zu kommen.
Auf dem Nachhauseweg, auch wieder am Bahnhof, sah ich einen Herren am Hauptgebäude stehen und dachte mir "nanu, das sind nicht die Regenrinnen, die da so plätschern!". Um niemandem fälschlicherweise meine (durch die vielen Spaziergänge weiter fortgeschrittene) überlegene Ortskenntnis zuteil werden zu lassen, achtete ich noch einen Moment, ob ich eindeutige Beweise für unkorrektes Verhalten gewahren konnte und fand diese in einer Hand im Schritt und einem Strahl Wasser, der nicht von der Regenrinne zum Mann, sondern genau anders herum erging.
Mit dem Daumen auf das Gebäude hinter mir deutend rief ich, dass sieben Meter entfernt eine Toilette sei. Die Antwort des unbeirrt weiter Urinierenden war „das ging nicht mehr“.
Aha. Mir fiel vorher niemand am Bahnsteig auf, der einen ernst zu nehmenden Versuch unternahm, noch schnell das Klo zu erreichen. Die werte Gattin kennt bereits meinen Stechschritt, wenn wir uns der nächsten regulären Pieselmöglichkeit nähern.
So ist das heutzutage eben, alles ist ok. Alles kann, nichts muss (außer man muss).
Mal sehen, wie sich das auf meinen Streifzügen weiterentwickelt. Ob ich es in die Lokalpresse schaffe? Der Rächer der unterprivilegierten Verkehrsmittel mit dem umgeschnallten Kind.
Ich habe die Tage schon mal überlegt an besonders prunkvollen Anwesen mit mehreren Autos >50T€ im Vorhof zu klingeln und auf den nicht geräumten Gehweg hinzuweisen und zu erwähnen dass ich fast ausgerutscht und auf mein Kind gefallen wäre. Vermutlich würfe man mir dann an den Kopf, ob ich nicht wie jeder normale Mensch Auto fahren könne.

Letzte Abschweifung noch schnell zum Tragetuch: während ich neulich lernte, dass es Menschen gibt, die Kinder im Tuch oder der Trage zu tragen als zu "öko" ablehnen (worüber ich mir als jemand, der seine Notizzettel aus alten Briefumschlägen schneidet wirklich keine Gedanken mehr machen muss), frage ich mich, wie sich momentan Menschen ohne Tragemöglichkeit mit kleinen Kindern fortbewegen. Genau genommen frage ich mich das nicht, da ich die vielen Mütter und Väter sehe, die fluchend ihre Kinderwagen durch die Schneehaufen zerren. Beziehungsweise wie jeder normale Mensch mit dem Auto (auf der geräumten Straße) fahren.