Montag, 11. Oktober 2010
Dem Ingenieur...
...gelingt auch nicht alles.
Heute Abend gab es hier genügend Regen und Gewitter, dass sicherlich das ein oder andere Flechtmattendach zu lecken angefangen hatte. Das Wasser klatschte nur so an meine Balkontüre und durch die Klimaanlage ergoss sich ein kleiner aber stetiger Rinnsal auf den Boden. Es war auch schon eine recht beschauliche Pfütze entstanden, da beschloss ich das Wasser zu bändigen. Da ich im Gegensatz zu Moses auf jeglichen göttlichen Beistand verzichten muss, blieb mir nichts anders übrig, als selbst was zu unternehmen. Ist der Tipp mit dem Faden bei tropfenden Wasserhähnen bekannt? Der Faden behebt zwar das ursprüngliche Problem des Tropfens nicht, vermag jedoch wesentlichen Einfluss auf den Lauf des Wassers zu nehmen.
Der Plan sah im Groben wie folgt aus: einen Faden an der Klimaanlage befestigen, um das Wasser in einen Zahnputzbecher abzuleiten.
Als Faden dienten mir rund zweieinhalb Meter meiner Zahnseide. Um den Rinnsal direkt an der tropfenden Stelle anzuzapfen, war es am günstigsten die Zahnseide mit Klebeband ebendort zu fixieren. Da ich bei meinem Gepäck leider auf Klebeband verzichtet hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als von einem Päckchen Taschentücher den Verschluss abzufummeln. Derart bewaffnet versuchte ich auf dem Bett balancierend die Zahnseide an der Klimaanlage zu fixieren. Nun gut, was funktionierte alles nicht:

- das Klebeband hielt natürlich nicht (wer kennt den Satz "die Klebefläche muss trocken, staub- und fettfrei sein" nicht?!)

- im falschen Winkel angeklebt, leitete der Taschentuchklebeverschluss das Wasser nicht am Faden, sondern an der Wand herab

- die Zahnseide (da ich sie wegen der nur sehr geringen Klebekraft nicht spannen konnte) klebte über die 2,5 Meter von der Klimaanlage bis zum Boden meist an der Wand

- das wenige Wasser, das am Zahnputzbecher ankam, floss auch nicht in denselben, sondern doch eher auf den Boden

Nachdem die Konstruktion nach einer halben Stunde immer noch nicht funktionstüchtig war, ließ der Regen zum Glück nach, ich konnte die Pfütze aufwischen und mich wieder anderen sinnvollen Dingen widmen.



Also weißt'e...
Gestern habe ich mal wieder nur einen Tortilla-Wrap zum Abendessen geordert. Als ich dann runterkam, wurde mir ein Wrap UND eine Pizza serviert. Ich hab nur einen Wrap bestellt - ja, der ist zu billig, da liefern die nicht - gut, dann packt die Pizza bitte in den Kühlschrank, dann ess' ich die Morgen - ok, sir .
Jetzt komme ich gerade Heim und während der eine den Saft bringt, hält der andere schon die Speisekarte bereit. Was'n mit meiner Pizza? - Sir, that's not good. - Du hast sie doch in'n Kühlschrank? - Yes, sir. - Also um sieben Uhr Pizza in die Microwave, klar? - Sir, that's enough, sir? - Jaha! .

Meine erste Vermutung war, dass er Sir Pizza's not available. sagt, weil er sie schon aufgegessen hat.
Ich habe das auch immer noch nicht ausgeschlossen und halte es durchaus für möglich, dass einer in den nächsten zehn Minuten klopft und sagt, dass ich mir was anderes bestellen soll. In einer halben Stunde weiß ich mehr.



Näher dran
Als ich heute den einen indischen Kollegen beim Mittagessen fragte, ob er denn beim Essen mit der Hand von dem ganzen Öl zarte Haut bekomme, meinte er nur, dass er so den Geschmack fühlen könne.



Sonntag, 10. Oktober 2010
Gluck, gluck, gluck
Zwischen der europäischen und der indischen Kultur gibt es ja so einige Unterschiede. So auch die Art, wie aus Gefäßen getrunken wird:




Ich vermute vor allem, dass das daher rührt, dass nicht immer jeder sein eigenes Trinkgefäß hat (nicht dass Mangel wäre). An den Wasserspendern in der Firma steht zum Beispiel immer ein Becher. Und den benutzen alle. Rajapandyan habe ich auch schon beobachtet, wie er in der Kantine einen Krug nahm, aus dem man sich normalerweise in seinen Becher eingießt, und auf ähnliche Weise daraus trank.
Neben der Tatsache, dass es in den Augen eines Europäers eher an die Geste eines Sportlers nach Zieleinlauf erinnert und es insgesamt keine Höchstwertung in Sachen Eleganz gibt, kippen sich die Inder auch gerne einen Schluck in den Kragen, da jene Trinktechnik doch nicht ganz leicht ist. Das freut mich dann immer.



Samstag, 9. Oktober 2010
Begrüßungskommitee







Unschön
Meiner Meinung nach ist das Fehlen von Klopapier und Besteck eine unschöne Konvergenz.



Auf dem Weg zur Arbeit...
...habe ich heute Hunde, Kühe, Büffel, Hühner, Libellen, Schmetterlinge, Truthähne und Affen gesehen.



Freitag, 8. Oktober 2010
Erfahrungswerte
Am Waschbecken immer erst prüfen ob das Wasser läuft, bevor man sich Schmierseife auf die Hände tut.



Indisches Transportwesen







Donnerstag, 7. Oktober 2010
KO-Kriterium
Ich liebe es die Fenster zu öffnen und frische Luft einzuatmen. Das ist Lebensqualität. Kollegen fallen schon halbtot um, wenn ich nur in Richtung Fenster laufe, da ich zur hartgesottenen Sorte gehöre, die auch noch unter 25°C (bitte Ironie beachten) lüfte.
Indien ist in Sachen Frischluft ein Entwicklungsland ohne Hoffnung auf Besserung.



Nicht wundern...
..wenn bei "Neu" alte, unveränderte Beiträge auftauchen. Ich habe den Dienern ein eigenes Topic verpasst und habe etwas umgeräumt. Dann taucht das wieder oben auf.

Da gäbe es schon so viele Episoden zu erzählen...
Also fange ich besser gleich an:

1. What about Pizza, Sir?

Wie schon erwähnt bevorzuge ich ein kleines Abendessen. Gestern wollte ich mir ein Sandwich bestellen (die Jungs holen ja immer nur von den Restaurants in der Anlage was). Dem täglichen Ritual folgend klopfte es kurze Zeit später an der Tür Sir, Sandwich is not available. Also wechselte ich zu Tortilla-Wrap. Die Waren ein paar Tage vorher nicht available. Ich meinte noch extra One is enough for me. Dann lachen'se immer. Als sie dann merkten, dass ich ernst mache und sie mit der mickrigen Bestellung von einem popeligen, einzigen Wrap zurücklassen würde, wich dem einen jegliches Lachen aus dem Gesicht und er fragte What about Pizza, Sir?
Nee Mensch, geh weg.


2. Olfaktorische Höchstleistungen

Als ich gestern Heim kam, duftete das Guesthouse nach Putzmittel. Ich begrüßte die zwei mit It's smelling clean! Da hamm'se sich gefreut.
Heute haben Sie glaube ich die bei der Mischung von Wasser und Putzmittel die Anteile umgekehrt. Ein schwerer Duft von Jasmin steht überall.
Also lieber vorsichtig mit Komplimenten sein.


3 I'm walking

Mit den Fahrern bei uns in der Firma ist das etwas komisch. Obwohl das Guesthouse nur 15 Fahrminuten (also ca. 2km schlechter Weg) von der Firma weg ist, sollen so wenige Autos wie möglich dazwischen pendeln.
Das hieß letzten Freitag, dass ich über eine Stunde auf den letzten Japaner warten musste, bis die Autos losfuhren. Diese Woche habe ich mich an den Kollegen "Prem" gehängt. Der startet relativ pünktlich UND hat ein Auto. Die meisten Mitarbeiter werden von einem der zahlreichen Firmenbusse aufgegabelt. Zumindest stehen auf dem Firmenparkplatz nie mehr als 10 Autos (bei rund 300 Beschäftigten) von denen 4 Stück Firmentaxis sind.
Weil's praktisch ist, habe ich dem netten Prem gesagt, dass er mich vor dem Guesthouse-Komplex rausschmeißen kann und ich die letzten 200 Meter laufe (meine einzige körperliche Betätigung hier).
Am Guesthouse standen schon meine zwei Jungs in der Tür und haben gelacht. Dann traute sich der eine und fragte Have you been walking, Sir?
Ja ne, is klar.

4. Das Frühstück

Über die Umgewöhnung der beiden Jungs in Sachen Frühstück schrieb ich ja bereits. Wir hatten -das Schlimmste befürchtend- hier gemutmaßt, dass die Cornflakes schon einige Zeit mit Milch angerichtet auf dem Frühstückstisch auf mich warten.
Aber Umgewöhnung ist in Asien keine Stärke. Die erste Woche stand konsequent der große Teller auf meinem Platz, eine Schüssel wurde dann immer eilig rausgekramt, wenn die Diener mich heraneilen hörten. Seit dieser Woche trauen sich die Jungs nun die Schüssel gleich mit auf den Teller zu stellen. Da alles eingedeckte Geschirr verkehrt herum bereitgestellt wird, gibt das dann ein lustiges Türmchen.
Integration in kleinen Schritten.



Schuhtick
Da ich Straßenschuhe in der Wohnung nicht mag, ziehe ich die meinen auch hier im Guesthouse direkt an der Eingangstüre aus.

Ich hatte die Schuhe schon in der Hand und wollte treppauf steigen, da nahm mir einer der Diener die Schuhe ab und stellte sie in ein kleines Schränkchen neben der Eingangstüre.

Am nächsten Morgen wurden die Schuhe natürlich für mich schon bereitgestellt. Bis dahin war das noch einfach. Ich habe aber drei Paar bürotaugliche Schuhe dabei, von denen ich aus modischer Erwägung heraus am kommenden Tag ein anderes anziehnen wollte.

Das macht den Vorgang des Schuhe-Herausstellens natürlich schwer, da einem Inder meine Auswahlkriterien schleierhaft bleiben und die Faustregel "Er hatte gestern die Schwarzen an, dann wird er die heute wieder anziehen" auch nicht funktioniert.

Das ist zwar manchmal witzig, aber ich freue mich schon darauf, wenn ich einfach wieder meine Schuhe selber aus dem Schrank holen kann.



Not connected
Gestern war das Guesthouse offline! Puh, das trifft einen hart.
Heute Nachmittag kommt ein Serviceman und kuckt nach dem Rechten.